Während Windräder und Solaranlagen den Umbau der Energieversorgung weithin sichtbar zeigen, sieht man bei der Robert-Koch-Schule nicht, dass hier die Energie-Zukunft eingezogen ist. Denn die nur kühlschrankgroße Brennstoffzelle arbeitet versteckt im Keller. Dort produziert sie rund um die Uhr höchst effizient Strom. Am 14. März nahm EPL die erste Hochtemperatur-Brennstoffzelle offiziell in Betrieb, die in Langenhagen zur Eigenstromerzeugung eingesetzt wird.
In der Energiezentrale der Robert-Koch-Schule wird ständig Strom benötigt – auch wenn kein Unterricht ist, verbrauchen zum Beispiel die Umwälzpumpen rund um die Uhr und das ganze Jahr über Strom. Als kostengünstigen und klimaschonenden Weg ihn zu bereitzustellen, setzt die EPL nun auf eine Hochtemperatur-Brennstoffzelle. Die EPL versorgt die Schule seit vergangenem Jahr mit Wärme – Bestandteil der Partnerschaft war bereits der Einbau einer neuen Kesselanlage. Auf der Suche nach Optimierungsmöglichkeiten für die Energieversorgung der Schule stießen die Fachleute dann auf die Eigenstromversorgung mit einer Brennstoffzelle. Auch der nächste Schritt ist schon in Sicht: Noch für dieses Jahr plant EPL in der Robert-Koch-Schule die Heizzentrale mit einem Blockheizkraftwerk zu ergänzen – hierdurch wäre es möglich weitere Kunden in der Nähe mit klimaschonender und günstiger Nahwärme zu versorgen.
Diese Entwicklung hatte die Stadt Langenhagen im Blick, als die Entscheidung fiel, EPL mit der Wärmeversorgung der Robert-Koch-Schule zu beauftragen. „Die Schule ist ein neuer Ausgangspunkt für die ressourcenschonende Nahwärme-Versorgung in Langenhagen – wir haben mit dem schrittweisen Ausbau der Wärmenetze sehr gute Erfahrungen gemacht und ich freue mich, dass wir auch hier vorankommen“, sagt Langenhagens Bürgermeister Mirko Heuer. Es zeige, dass die Kommunalpolitik und Verwaltung die Möglichkeit haben, mit konkreten Entscheidungen die Energiewende vor Ort voranzubringen. Mit EPL habe die Stadt dafür einen Partner, der zuverlässig das Tagesgeschäft mit der sicheren und wirtschaftlichen Versorgung der Bürger und Betriebe beherrscht. „Zugleich sorgt EPL jedoch auch für innovative Projekte und nutze neue Technologien sowie sie marktreif sind“, so der Bürgermeister.
Für einen Ingenieur findet Dr. Manfred Schüle ungewöhnlich emotionale Worte, wenn er über die Brennstoffzelle in der Robert-Koch-Schule spricht: „Sie ist einfach sensationell!“ Der EPL-Geschäftsführer hat für diese Einschätzung aber auch harte Fakten parat. Der elektrische Wirkungsgrad beträgt bis zu 60 Prozent – für einen kleinen Stromerzeuger mit einer elektrischen Leistung von 1,5 Kilowatt ist das ein Spitzenwert. Zum Vergleich: Der durchschnittliche elektrische Wirkungsgrad der großen Kraftwerke, die zum deutschen Strommix beitragen, liegt bei 38 Prozent und motorische Mikro-BHKW, die in dem einen oder anderen Heizungskeller bereits Strom in einer ähnlichen Leistungsklasse erzeugen, kommen nur auf rund 25 Prozent. „Gegenüber dem Standardstrom aus dem deutschen Stromnetz spart die Brennstoffzelle in der Robert-Koch-Schule somit gut ein Drittel an CO2-Emissionen ein“, erklärt Schüle die Bedeutung dieser Zahlen für den Klimaschutz.
Gleichzeitig mit der Stromerzeugung entsteht auch Wärme – bei dieser Art von Kraftwerk hat das aber eine untergeordnete Bedeutung. „Anders als bei vielen wärmegeführten Anlagen, die EPL sonst in Langenhagen betreibt, soll die Brennstoffzelle einen Grundbedarf an Strom bereitstellen. Wenn gleichzeitig auch noch die Wärme genutzt wird, ist das ein schöner Nebeneffekt“, erklärt Schüle. Die Wärmeleistung sei mit 500 Watt auch nur sehr gering. Wichtig ist jedoch, dass die Brennstoffzelle ein echter Dauerläufer ist. Sie wird einmal in Betrieb genommen und arbeitet dann möglichst immer auf höchster Stufe. „Die hohe Effizienz ist nur im Dauerbetrieb ohne Leistungsschwankungen möglich“, stellt der EPL-Geschäftsführer fest. Richtig in die Energieversorgung einer Liegenschaft integriert, produziert die Brennstoffzelle dann 13.000 Kilowattstunden (kWh) Strom pro Jahr.
Brennstoffzellen erzeugen Elektrizität durch eine elektrochemische Reaktion. Dabei reagiert der in dem Gerät aus dem Erdgas oder Biomethan gewonnene Wasserstoff mit dem Sauerstoff aus der Luft. Der Wasserstoff wird also nicht verbrannt wie das Erdgas in einer klassischen Heizung oder in einem Motor, sondern ohne Umweg an den Elektroden direkt in Strom umgewandelt. Der Prozess ist effizient, umweltschonend, geräusch- und vibrationsarm. Brennstoffzellen sind sogenannte Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen: Sie erzeugen gleichzeitig Strom und Wärme und nutzen dadurch den Brennstoff besonders effizient. „Nachdem wir mit der Robert-Koch-Schule den ersten Schritt gemacht haben, bieten wir auch anderen Kunden in Langenhagen die Stromerzeugung mittels hocheffizienter Mikro-KWK an“, kündigt der EPL-Geschäftsführer an. Interessant sei die Brennstoffzelle für Kunden mit einem dauerhaften Strombedarf von mehr als 1,5 Kilowatt.